Lernen macht Spaß… und was, wenn nicht?

Lernen macht Spaß… und was, wenn nicht?

Lernen macht Spaß … und was wenn nicht?

In den ersten 6 Lebensjahren haben Kinder meist viel Freude daran, sich selbst „fortzubilden“. Es passiert ganz natürlich: Sie erleben auf ihrer Entdeckungsreise „Leben“ viele Abenteuer und treiben damit auch ihre persönliche Weiterentwicklung voran. Was da nicht alles passiert: sich drehen lernen, aufsitzen, gehen, stehen, greifen, hüpfen, Laute von sich geben und noch vieles mehr. Nicht jedes dieser Abenteuer verläuft freilich sang- und klaglos. Immenser Kraftaufwand und hartes Training sind genauso mit dabei, wie hin und wieder Stürze, Wunden, Verletzungen und Frust. Wenn es immer noch nicht so klappen will, wie Kind will. Dennoch: Es steht wieder auf und beginnt von vorne, aus eigenem Antrieb, weil es etwas selbst schaffen will und auch Spaß dabei hat.

Abenteuer Schule

Die meisten freuen sich auch auf das Abenteuer Schule. Einige von ihnen vergeht aber oft recht bald die Lust, sodass sich mitunter auch Taferlklassler schon in der Früh verstecken, um nicht in die Schule zu müssen. Für alle Beteiligten wird das Thema Schule sehr mühsam und eher zum Kampf als zur positiven Bereicherung des eigenen Vorankommens.

Gut, das ist jetzt ein sehr extremes Beispiel. Fakt ist aber, dass es viele Kinder gibt, bei denen es in der Schule im Vergleich zu anderen nicht so flutscht. Sie können üben, was und wieviel sie wollen, eine Konstante will sich schwer einstellen.

Durch meine Brain Gym® Ausbildung hin zum Instructor wurde mein Verständnis über körperliche Bewegungsabläufe und mentale/geistige Beweglichkeit und Weiterentwicklung geformt. Mit dem Einsatz von Noticing oder Muskeltests kann man recht gut bei Problemstellungen und Herausforderungen des täglichen Schullebens unterstützen.

Manchmal sind bei Problemen auch „Reste von Reflexen“, die in allen Babys das Überleben und Entwicklung sichern sollen, vorhanden. Da die angeborenen Reflexe aber noch nicht vollständig von bewusst erlernten Bewegungsabläufen abgelöst und integriert wurden, bleibt manchmal eine Blockade „stecken“, die sich auch noch bei Erwachsenen auswirken und zu Problemen führen kann. Dadurch können Sinneswahrnehmung nicht richtig verarbeitet, erkannt werden bzw. entsprechende Aktionen als Reaktion eingeleitet werden. Auch hier können kinesiologische Techniken eine gute Integration dieser Rest-Reflexe bewirken.

Dennoch haben auch andere Kolleginnen berichtet, dass manches trotzdem nicht ganz aufzulösen war.

 

Gehirnlandschaften – Bausteine für das Lernen mit allen Sinnen​

Meine Kinesiologiekollegin Mag. Gabriele Reingruber hat dieses Wochenende einen interessanten Workshop gehalten. Das Besondere an ihr: Sie ist einerseits Lehrerin, Brain Gym® Instruktorin und Integrationspädagogin, andererseits aber auch Legasthenie-und Dyskalkulietrainerin, Lebens-und Sozialberaterin, Kinesiologin und eine extrem „spürige“ Frau. Seit 20 Jahren betreibt sie mit ihrer Kollegin Margit Meindl-Friedl eine Praxis für Legasthenie- und Dyskalkulietraining, Lernberatung und Kinesiologie in Grafendorf bei Hartberg. Gabriele hat erzählt, dass es ihr und ihrer Kollegin besonders wichtig ist, bereits am Beginn zu schauen, welche schulischen Schwierigkeiten sich beim Kind über einen längeren Zeitraum durchziehen, wie diese zusammenhängen und worauf sie zurückzuführen sind.

Im Workshop „Gehirnlandschaften – Bausteine für das Lernen mit allen Sinnen“ hat sie uns nähergebracht, dass Kinder mit allen Sinnen lernen und daher auch Schwierigkeiten im schulischen Lernen auf eine andere Verarbeitung der Sinneswahrnehmungen beim Sehen, Hören und in der Raum- und Körperwahrnehmung zurückzuführen sind.

Ausgehend von vielen Schriftproben und Schulheften, die wir Teilnehmerinnen mitgebracht haben, hat sie uns gezeigt, wie man das Schriftbild und Fehlerkategorien verstehen kann.

So kann man davon ausgehen, dass z.B. :

        • Abschreibfehler oder Buchstabenauslassungen auf den optischen Bereich zurückzuführen sind.
        • Fehler, wie beispielsweise die Verwechslung von d/t, b/p, und g/k lassen sich dem akustischen Bereich zuordnen. 
        • Wenn ie und ei, b und d oder Ähnliches verwechselt werden, sieht man, dass das Kind in der Raumwahrnehmung gefördert werden sollte.

Klar ist auch, dass meistens nicht nur eine Sinneswahrnehmung betroffen ist, sondern dass vieles Hand in Hand geht.

Ganz spannend war dann noch das Zusammenspiel der einzelnen Bereiche mit den Meridianen und den Dimensionen aus Brain Gym®. 

Kindergarten

Es gibt sogar schon im Kindergartenalter mögliche Anzeichen für spätere Probleme in der Schule, sofern diese Anzeichen keine medizinischen Gründe haben. Das könnten z. Bsp. folgende Beobachtungen sein:

  • Das Kind patzt sich über einen längeren Zeitraum beobachtet mehr und an als Gleichaltrige.
  • Es ist wesentlich „patscherter“ als Gleichaltrige. Es fliegt quasi über die eigenen Beine, stoßt immer wieder wo an, obwohl es nicht gerade einen Wachstumsschub hat.
  • Es übersieht vieles, weiß oft nicht, wo es seine Spielsachen hingelegt hat.
  • Auch das Radfahren wird im Vergleich mit Gleichaltrigen später und mit Schwierigkeiten gelernt.
  • Das Ballfangen wirkt unbeholfen.

Wichtig dabei ist aber, dass man solche Beobachtungen über einen längeren Zeitraum macht.

 

Zielgerichtete Unterstützung

Das Faszinierende ist, wie Gabriele mit den Kindern arbeitet. Die Zauberformel heißt: 

Spielen, dass es Spaß macht. 

Ausgehend von der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Kinder in den ersten sieben Lebensjahren hauptsächlich durch Spielen und Bewegung lernen, arbeiten Gabriele und ihre Kollegin mit jeweils auf die betroffenen Sinneswahrnehmungen abgestimmten Spielen. Durch das Bewegen und das Spielen entstehen im Gehirn Vernetzungen, die das Fundament auch für das schulische Lernen bilden. Je mehr Spaß und Interesse diese Tätigkeiten begleiten, desto mehr Vernetzungen im Gehirn bauen sich auf. 

So ist Gabrieles Motto: Mehr Sinneswahrnehmungstraining und weniger Schreiben führen schneller zum Erfolg.

Aber auch eine individuell abgestimmte Anwendung von kinesiologischen Methoden in Kombination zu den Spielen, tragen zum Erfolg bei.

 

Eine kleine Auswahl an Spielen, mit denen sie arbeitet, hat Gabriele zum Workshop mitgebracht und uns gezeigt, wie und wann diese gut einsetzbar sind.

Nach ihren Erfahrungen bringt das regelmäßige Spielen von nur 10 Minuten täglich mit gezielt ausgewählten Spielen nach kurzer Zeit positiv sichtbare Veränderungen im Schulheft. Anhand ihrer Schriftproben, die sie uns gezeigt hat, konnten wir uns auch selbst überzeugen.

Legasthenie

Legasthenie hat viele Gesichter. Viele Menschen gehen durchs Leben, ohne jemals zu wissen, dass sie legasthen veranlagt sind. Sie haben ihre Strategien gefunden und kommen gut zurecht. Anderen fällt es schwerer. Diese benötigen Unterstützung, aber möglichst passend zu ihren Herausforderungen. Reine Nachhilfe ist bei Schüler:innen ist hier zu wenig.

Für Eltern, die ihre Kinder hier wiedererkennen, lohnt es sich, andere Wege auszuprobieren und zu versuchen, es ihren Kindern leichter zu machen, auch wenn schwer vorstellbar ist, dass sich auch massive Probleme mit Spielen und Bewegen verbessern und lösen lassen. Gabriele hat auch betont, dass es wichtig ist, dass die Kinder gerne kommen und auch emotional dabei sind.

Umgang miteinander

Jeder von uns lebt ganz selbstverständlich mit seiner eigenen Normalität. Sehr oft gehen wir automatisch davon aus, dass es bei jedem anderen auch so ist. Daher liegt es nahe: Jemand, der scheinbar nie Probleme mit der Wahrnehmung bzw. der Verabeitung der Reize hat, versteht sehr schwer, wie es Menschen mit diesen Problemen (er-)geht.

Egal wo die Ursachen liegen mögen – denken wir darüber nach bzw. reden wir miteinander und fragen nach: 

Wenn ich in diesen Schuhen stecken würde, was würde ich mir wünschen, wie mit und auf mich eingegangen werden soll?

 

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